Worte erzeugen Wirklichkeiten

Veröffentlicht am von in Perspektivwechsel

Irgendwann in der vergangenen Woche fiel dieser beiläufig erwähnte Satz: „Na, ich lege ihr doch keine Steine in den Weg.“ (Da ging es um ein etwa 10jähriges Mädchen mit besonderen kognitiven Fähigkeiten und die Frage, welchen weiteren Bildungsweg das Kind wohl würde einschlagen können.) Und es ist sehr spannend zu erleben, welche Wirkung solche Worte haben. Sie prägen – die Wirklichkeit desjenigen, den wir damit ansprechen und die des Sprechenden. Sie beeinflussen unser Denken und Handeln, bestimmen, was wir wie wahrnehmen und erinnern. Und sie legen zugleich Haltung und Perspektive desjenigen offen, der zum Beispiel diesen Satz hat fallen lassen.

Was wäre wohl anders, wenn so etwas wie „Na, ich sorge dafür, dass sie alle Möglichkeiten hat.“ gesagt worden wäre? Oder: „Na, ich unterstütze sie, so gut ich kann.“? Geringfügige Veränderungen in der gewohnten Ausdrucksweise haben häufig eine ungeahnte und gleichermaßen nachhaltige Wirkung.

Wirkung ins Bewusstsein holen

Nun gibt es die offensichtliche Wirkung der Worte – wer eine herzwärmende Botschaft seines Liebsten bekommt, eine ehrliche Anerkennung für einen frisch absolvierten Job, oder in einen heftigen Streit gerät, spürt, wie Sprache berühren kann. Worte können ermutigen, trösten, beflügeln, verletzen… manche Sätze hängen einem noch lange nach.

Aber auch unsere eigenen Formulierungen wirken auf uns. Und oft sind es diese nebenher und oft unbewusst gesagten Dinge, die die Wahrnehmung prägen. Mit schöner Regelmäßigkeit und gern gesagt zum Beispiel „Ich muss noch mal eben schnell…“ oder „Eigentlich sollte ich ja…“ oder „Das hätte ich schon letzte Woche…“.

Freie Wortwahl

Machen Sie doch mal einen kleinen Selbstversuch – als erste Annäherung an die Wirkung von Sprache:
Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit ganz bewusst und für eine bestimmte, begrenzte Zeit auf die Worte „müssen und sollen“.

  • Wie häufig müssen, müssten, sollen oder sollten Sie?
    Und wie ist Ihre innere Resonanz darauf?
  • Überprüfen Sie einmal: Wem gegenüber müssen Sie? Müssen oder sollen Sie wirklich? Und wenn nicht, welche Alternativen gäbe es dann?
  • Und mal angenommen, Sie ersetzen „ich muss oder müsste, ich soll oder sollte“ durch „ich werde, ich mache“ oder „ich darf, möchte, will…“ – was verändert sich in Ihrer inneren Wahrnehmung?

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